Klavierstudio Uhlandstraße Ulrich Pollmann Bei Peter Feuchtwanger in London Peter Feuchtwanger Peter Feuchtwanger ist seit Jahrzehnten einer der angesehensten Klavier- pädagogen Europas. Die Begegnung mit ihm und seinem Assistenten Paul Cibis hat meinem Verständnis von Klavierspiel und Klavierpädagogik eine völlig neue Qualität gegeben. Feuchtwanger, in seiner Jugend Autodidakt, baut das Klavierspiel auf natürlichen Bewegungsabläufen auf. Sein bleibender Beitrag zum Klavierspiel sind seine 18 Klavierübungen. Es handelt sich hierbei weniger um Fingerübungen, vielmehr um Studien in Entspannung und Konzen- tration. Meist geht es um kurze schnelle Impulsbewegungen vom Ausgangspunkt maximaler Entspannung heraus, um Schleuderübungen, solche zur Flexibilität des Daumens, um lockere Repetitionen und immer wieder um die für Feuchtwanger so zentralen elliptischen Bewegungen. Mein Video vermittelt einen Einblick in einige der Übungen. Oft ist Feuchtwangers Ansatz mit Bewegungslehren von Feldenkrais oder Alexander, auch mit traditionellen asiatischen Kampftechniken in Verbindung gebracht worden. Denn auch hier geht es um funktional richtige Bewegungsvorstellungen durch geistige Bewusstheit. Aber Feuchtwanger hat das alles erst später erfahren, seine natürliche Herangehensweise am Klavier hat er autodidaktisch gefunden. Während andere hochbegabte Autodidakten meist wenig Interesse an pädagogischer Tätigkeit haben, hat Feuchtwanger sich ganz der Systematisierung und Vermittlung seiner Erkenntnisse gewidmet. Seine Übungen sind für alle Spieler, in vereinfachter Form auch gut für Kinder ausführbar. Ein besonderer Schwerpunkt Feuchtwangers liegt auf der Beseitigung von Spielstörungen durch falsche Bewegungen und der Vermeidung oder Heilung von damit verbundenen Krankheiten wie der Sehnenscheidenentzündung.  Von zentraler Bedeutung sind für Feuchtwanger die Fingersätze. Lässt man der organischen Bewegung der Hand freien Lauf, entstehen Fingersätze, die anfangs recht unkonventionell wirken, da hier nicht einfach schematisch Finger der Reihe nach abgespielt werden. Der äußerst flexible Daumen kann bei Feuchtwanger in nahezu jedem Moment auf fast jeden Ton gelangen, wodurch organische Bewegungen gefördert werden. Bewegungsantagonismen, durch die die Finger sich gegenseitig blockieren werden vermieden. Feuchtwanger verlangt absolute Freiheit der Bewegung, er lässt Passagen in verschiedenen Fingersätzen üben. Statt des verbreiteten mechanischen Spiels entsteht so eine Spielart feinster Nuancen. Jeder Ton verbindet sich in seinen spezifischen melodischen und harmonischen Eigenschaften und den passenden Bewegungen der Hand und der Finger zu einer Einheit aus Klang und Bewegung: Die Finger singen. In meinem Video demonstriere ich das anhand des ersten Teils aus Beethovens Sonatine G-Dur und des Anfangs von "Für Elise". Ich habe dem Video Zitate aus Heinrich von Kleists "Über das Marionettentheater" hinzugefügt. Nahe liegend wären natürlich auch Auszüge aus "Zen in der Kunst des Bogenschießens" von Eugen Herrigel gewesen. Feuchtwanger- Schüler kennen beide Texte, ich kann sie nur empfehlen. Für Kleist habe ich mich zunächst entschieden, weil es mir wichtig erscheint, dass die Zusammenhänge, um die es hier geht, also die Gewinnung von Natürlichkeit durch selbstloses Üben, auch in unserer Kultur thematisiert werden. Zudem bezieht Kleist (im Gegensatz zur Zen-Tradition) den Fortschrittsbegriff der europäischen Kultur in seine Perspektive ein.   Die Website von Peter Feuchtwanger: http://peter-feuchtwanger.de/ Und hier ein Interview mit Peter Feuchtwanger, erschienen in der Neuen Züricher Zeitung am 17.11.2008 und mir von dieser freundlicherweise zur Verfügung gestellt: